Eine der am häufigsten gestellten Fragen in meinem Unterricht lautet:
Was ist Twang?
Oft rutscht die Stimme gerade bei Anfängern und Anfängerinnen nach hinten und verliert ihre Präsenz – vor allem in der Kopfstimme. Der sogenannte Twang-Sound wirkt dem entgegen, indem er es ermöglicht, den Ton so weit wie möglich vorne zu platzieren.
Der Twang-Sound hilft Dir, beim Singen in Sounds zu denken, was es gerade der männlichen Gesangsstimme leichter macht, Brust- und Kopfstimme zu verbinden. Darüber hinaus ist der Twang-Sound ein unerlässliches Hilfsmittel, um die Stimmbänder zu kräftigen, in der Höhe ohne Druck zu singen und sich das Belting zu erarbeiten (volle, laute Stimme in der hohen Lage).
Klangliche Orientierung beim Üben des Twang ist das quengelige Baby, das Aufmerksamkeit will („baby cry“). Als Parade-Beispiel eines typischen Twang-Sounds arbeite ich mit Anfängern den Umlaut „ä“. Dabei achten die Schülerinnen und Schüler von Anfang an darauf, das Gaumensegel hochzuziehen und die Zunge nicht nach hinten zu ziehen. Beim Singen mit dem Twang-Sound ist es wichtig, dies zu automatisieren, damit die Schüler nicht anfangen, beim Singen zu näseln.
Wie entsteht der Sound?
Physiologisch wird der Twang-Sound durch eine Verengung des Raums zwischen Kehldeckel (Epiglottis) und den Stellknorpeln der Stimmbänder (Aryknorpel) erzeugt: Der Kehldeckel wird in Richtung Stellknorpel gekippt.
Die Verengung wird durch Kontraktion der aryepiglottischen Falte (ein Schließmuskel) herbeigeführt. Das ist Bestandteil der Schluckbewegung, bei welcher der Kehldeckel ganz nach hinten kippt und so die Luftröhre verschließt. Hier im Bild:
Beim Sprechen und leisen Singen ist der aryepiglottische Raum gewöhnlich weit geöffnet. Durch die Verengung dieses Raums wird der Klang der Stimme scharf und hell, daher das Wort „twangy“.
Zudem wird so der Anteil vom Klangspektrum verstärkt, der zwischen 2.000 und 4.000 Hz liegt, wo der Sängerformant liegt. Dieser Bereich des Klangspektrums sorgt für die Tragfähigkeit der Stimme. Hinzu kommt: Der äußere Gehörgang hat eine natürliche Eigenresonanz im Bereich von ca. 3.000 Hz. Deshalb empfinden unsere Ohren die im Twang verstärkten Frequenzen zusätzlich als laut.
Das bringt für das Singen mit Twang große Vorteile mit sich. Die Stimme wird lauter im Bereich des Sängerformanten, wo sie besonders tragfähig ist, ohne dass die Stimmbänder mit mehr Luftdruck oder mehr Schwingungsmasse zu belasten. Im Gegenteil: Durch die Verengung des aryepiglottischen Raums braucht man weniger Luftdruck von unten und kann so die Tragfähigkeit und Lautstärke des Gesangs ‚boosten‘, ohne die Stimmbänder zusätzlich zu belasten. Kurz: maximaler Output bei minimalem stimmlichem Input. Der Twang trägt so zu einer dauerhaften stimmlichen Gesundheit bei. Das macht ihn unverzichtbar für die Bühnenstimme und wird, je nach Stil, in unterschiedlichen Abstufungen angewendet. Nutze den Twang-Sound als einen wichtigen Baustein, um Deine Stimme zu einer flexibleren und leistungsfähigeren Gesangsstimme aufzubauen.
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