Die Stellung des Kehlkopfs beim Singen

Bernadette & Friends10. November 2025
Blo Kehlkopfstellung beim Singen von Bernadette Kube

Inhaltsverzeichnis

Eine der frühesten Entdeckungen, wenn man seine Stimme ausprobiert, ist, wie sich der Ton verändert, je nachdem, ob man den Kehlkopf hebt oder senkt. Unerfahrene Sänger drücken den Kehlkopf oft reflexhaft nach oben, wenn sie höhere Töne singen. Beim Belten, dem Aussingen hoher Töne mit voller Stimme, merken sie dann, dass ihr Gesang unangenehm eng, schrill oder gepresst klingt – die warme Klangfülle, die sie aus ihrer mittleren Stimmlage kennen, ist weg.

Das liegt daran, dass der Resonanzraum, der die Stimme zum Klingen bringt (der „Vokaltrakt“), bei hochgedrücktem Kehlkopf kleiner wird.

Du siehst es hier im Bild:

Zeichnungen zu Kehlkopfstellungen zum Blog von Bernadette Kube

Deshalb fragen sich viele: Soll ich versuchen, den Kehlkopf tiefer zu halten, oder sogar aktiv zu senken, damit die hohen Töne voller und wärmer klingen? Andererseits passt der dunklere Klang der Töne beim Singen mit tief gestelltem Kehlkopf vielleicht gar nicht zu dem hellen poppigen Sound, den sie erzielen wollen.

Kurz, jeder Gesangsanfänger merkt: Die Stellung des Kehlkopfs ist wichtig für den Sound der Stimme, aber was ist nun richtig: heben oder senken – oder weder-noch, eine neutrale Position?

Senken des Kehlkopfs: Angähnen

Nehmen wir das Wichtigste gleich vorweg. Gegen einen engen, schrillen Ton in der Höhe hilft eine leichte Tiefstellung des Kehlkopfs. Shakiras Song „Whenever Wherever“ ist ein Beispiel dafür. Hier hörst Du gut, wie sie in höheren Lagen einen druckvollen Sound erzeugt, mit dunklerer Klangfärbung, indem sie ihren Kehlkopf senkt:

Es sind die Muskeln unterhalb des Kehlkopfs, die diese Tiefstellung bewirken. Du benutzt sie beim tiefen Einatmen und beim Gähnen. Probier dazu einmal die Gähnübung:

  • Stell Dich vor einen Spiegel und gähne. Du siehst und spürst dabei, wie der Kehlkopf sich senkt. Das hilft Dir, ein Gefühl für eine tiefere Kehlkopfposition zu bekommen.
  • Wenn Du anfängst zu singen, achte darauf, nur die Anfangsposition des Gähnens beizubehalten – den Anfangsreflex beim Einatmen, noch vor dem Ausgähnen. Ziel ist eine minimale Senkung des Kehlkopfs, die dafür sorgt, dass Dein Ton „angegähnt“ ist.
  • Hilfreich kann es sein, nach dem Angähnen probeweise sanft einen Finger auf den Kehlkopf zu legen. So fühlst Du beim Singen, wo Dein Kehlkopf ist, und vermeidest, dass er sich bei hohen Stellen zu weit hebt.

Was Shakira in ihrem Song nur bei bestimmten, hohen Stellen macht, ist in der klassischen Oper fester Bestandteil der Gesangstechnik. Im klassischen Gesang wird der Kehlkopf stabil in einer relativ tiefen Position gehalten, um einen möglichst resonanzreichen, warmen bis dunklen Klang zu erzeugen.

Im nächsten Beispiel siehst Du zwei weltberühmte Opernsängerinnen: die Mezzo-Sopranistin Elìna Garanča und die Sopranistin Anna Netrebko mit ihrem „Flower Duet“. Beide betonen die typisch „klassische“, dunklere Tonfärbung ihres Gesangs noch zusätzlich durch eine ovale, nach unten gerichtete Mundstellung:

Ein Klassiker unter den Übungen zur Tiefstellung ist neben der Gähnübung auch die nach ihrem Erfinder benannte Pleuel-Übung. Sie hilft Dir, den Kehlkopf leichter nach unten zu bringen.

  • Du verankerst die Zungenspitze hinter den unteren Schneidezähnen, bringst dann bei geöffnetem Mund den Zungenbauch nach außen, kombiniert mit einer leichten Gähnstellung, und nimmst die Zunge wieder zurück in die Ruhelage. So wechselst Du noch einige Male.

Anheben des Kehlkopfs und Twang

In der Popmusik und in Genres wie Rock oder Musical gehen Sängerinnen und Sänger flexibler mit der Kehlkopfstellung um. Je nach Stilrichtung kann der Kehlkopf auch mal bewusst angehoben werden, um hellere, schärfere Sounds zu erzeugen oder um starke Emotionen auszudrücken.

Sieh Dir an dieser Stelle ein krasses, aber nicht weniger kunstvolles Beispiel dafür an. Die Musical-Sängerin Bernadette Peters singt und spricht mit einem durchsetzungsstarken Twang-Sound von extremer Tonschärfe:

Zur Anhebung des Kehlkopfs wird die Muskulatur oberhalb des Kehlkopfs aktiv. Sie gehört zur Schluckmuskulatur. Wie schon beim Angähnen der Töne zum Abdunkeln des Klangs, geht es auch hier nur um den Anfangsimpuls, noch vor dem Schluckvorgang. Wenn Du noch einmal vor den Spiegel trittst, siehst Du, wie Dein Kehlkopf sich dabei hebt.

Auch am Twang-Sound ist die Schluckmuskulatur beteiligt. Sie kippt den Kehldeckel etwas nach hinten und verengt so zusätzlich den Klangraum in der Kehle. Dadurch bekommt die Stimme einen scharfen, hellen, eben den typisch „twangigen“ Klang.

Flexibilität

Im Populargesang ist nichts falsch daran, mit gehobenem Kehlkopf zu singen, vor allem wenn Du einen helleren Sound für Deinen Gesang brauchst. Falsch wird es erst dann, wenn Du diesen Sound nicht willst oder wenn Dein Kehlkopf beim Singen hoher Stellen reflexhaft so weit nach oben drückt, dass er Deine Töne schrill macht oder abschnürt. In dem Fall werden allerdings auch die Gähn- und die Pleuelübung allein nicht helfen, sondern dann empfiehlt sich ein guter Gesangsunterricht.

Zum Schluss möchten wir Dir noch eine wunderbare Übung mit auf den Weg geben, die Dir helfen kann, das Gespür für Deine Kehlkopfstellung zu verfeinern: die „Naa-Eee-Jaa“-Übung.

  • Du gehst von einem leicht angegähnten „Naa” gleitend nach oben auf den Oktavton und wechselst dort auf ein stark angegähntes „Eee“. Dann geht es wieder zurück zum Grundton, in ein nur leicht angegähntes „Jaa“. Dabei startest Du im Brustregister und verstärkst beim Hochgehen das Gähnen, um den Kehlkopf bewusst unten zu halten.

So lernst Du, den Kehlkopf zu „gängeln”, damit er in der höheren Lage nicht ungewollt hochwandert. Zugleich hältst Du ihn in der hohen Lage offener und schaffst so mehr Resonanz in der Kehle.

Bei der Übung kannst Du aber auch experimentieren durch eine Kombination mit Twang.

  • Baue zwischendurch einen twangigen Klang ein, indem Du zum Beispiel von einem „Eee” mit Twang zu einem offenen „Aaa” wechselst und dabei den Ton angähnst. So bekommst Du ein Gefühl für die Mischung und dafür, wie Du den Kehlkopf flexibel kontrollieren kannst.

Unser Fazit zur Frage der Kehlkopfstellung: Es gibt da kein einfaches Richtig oder Falsch. Ob und wie weit Du Deinen Kehlkopf beim Singen hebst oder senkst, hängt davon ab, welchen Sound Du erzielen möchtest (eher heller oder eher dunkler) und in welchem Genre Du unterwegs bist. Experimentiere mit der Kehlkopfstellung, bis Du einen Sound findest, den Du für Dich stimmig findest und mit dem Du Dich wohlfühlst. Falls Du mit einer unangenehmen Enge in der Höhe zu kämpfen hast, ist es aber hilfreich, Deine Töne leicht anzugähnen, wie oben beschrieben.

Viel Spaß beim Ausprobieren und beim bewussten Spiel mit Deiner Kehlkopfposition!

Du suchst Gesangsübungen zum Aufbau Deiner Stimme? Schau gern in meine Online-Gesangskurse rein: https://singasong-behappy.de/online-gesangsunterricht/ Du kannst die Kurse 7 Tage kostenlos testen.

Unter diesem Link: https://singasong-behappy.de/gesangsunterricht-online-zoom/  kannst du außerdem eine Gesangsstunde bei mir über Zoom buchen. Ich freu mich darauf dich persönlich kennenzulernen.

Sing A Song – Be Happy

Deine Bernadette

Inhaltsverzeichnis

Newsletter

Footer Newsletter