Lampenfieber

Bernadette & Friends27. Februar 2022
Band auf der Bühne mit Lampenfieber

„See the man with the stage fright,

just standin’ up there to give it all his might.“

So heißt es in einem alten Song von der kanadischen Rockgruppe The Band. Aus diesen Worten spricht die Bewunderung für den Mut, sich da oben hinzustellen und vor einem Publikum zu singen. Sich auf eine Bühne stellen und alles geben, was man hat: Es ist die Ur-Situation, der ultimative Test, das Ziel jedes Performers, der ein Publikum begeistern möchte. Wenn es dann aber soweit ist, und sie im Rampenlicht stehen, sind viele Sängerinnen und Sänger mit einem Problem konfrontiert: Bühnenangst bzw. Lampenfieber. Was ist Lampenfieber, und wie kann man damit umgehen?

Angst, vor anderen zu singen 

Von meinen Gesangsschülern, gerade bei den Anfängern, höre ich immer wieder das Bekenntnis: „Ich habe Angst davor, vor Leuten zu singen.“ Viele kennen das noch aus ihrer Erinnerung, die Angst, als sie zum ersten Mal vor Publikum gesprochen oder gesungen haben, mit diesen typischen körperlichen Symptomen: trockener Mund, Herzrasen, Zittern, kalter Schweiß, Luftnot, Übelkeit, und bei manchen kommt noch ein plötzlicher Blackout hinzu – der Text ist weg, der Geist wie leergefegt. Das Gefühl dabei ist stets, die Situation nicht steuern zu können, keine Kontrolle zu haben. 

Für Sänger und Sängerinnen sind Auftreten und Erleben von Lampenfieber alltäglich. Deshalb spielt der positive Umgang mit Lampenfieber für sie eine besonders wichtige Rolle. Lampenfieber kann ganz unterschiedliche Ursachen haben: eine allgemeine Ängstlichkeit (aktuelles Befinden, Vorerfahrungen), situative Umstände (Auftrittsbedingungen, Publikum) oder aufgabenspezifische Faktoren (Schwierigkeit der Aufgabe, Vorbereitung). Demnach kann auch dieselbe Person Lampenfieber von Auftritt zu Auftritt unterschiedlich erleben. Lampenfieber kann sich mit zunehmender Berufserfahrung verbessern, bleibt jedoch Teil der Auftrittserfahrung. 

Viele weltberühmte Stars haben nicht nur am Anfang ihrer Karriere Lampenfieber gehabt, sondern immer, bis zum Schluss. Und bis zum Schluss mit den gerade beschriebenen Symptomen gekämpft, wenn sie auch mit der Zeit weniger extrem ausfallen. Der entscheidende Unterschied zur Angst des unvorbereiteten Sängers liegt in ihrer abrufbaren Technik. Eine gut eingeübte Atemtechnik und Stütze z. B., die vom ersten Ton an funktionieren, lassen die Luftnot schnell verfliegen. Die Vorbereitung auf den Song und die Bühnenperformance kann so verinnerlicht sein, dass sie wie eine Sub-Routine abläuft. Das gibt der Sängerin Sicherheit – und sogar die Freiheit, zu improvisieren und mit dem Publikum zu kommunizieren. Trotz des anfänglichen Lampenfiebers kann sie Spaß haben.

Lampenfieber, aber bestens vorbereitet 

Zittern, Herzrasen, Schweiß, leichte Übelkeit: das wird vor jedem Auftritt bleiben. Doch wir können Lampenfieber auch einer anderen als dieser quasi medizinischen Perspektive sehen. Lampenfieber gibt dir Energie. Es ist die Energie, die dir dazu verhilft, auf der Bühne dein Bestes zu geben. Wie man festgestellt hat, ist Lampenfieber am stärksten in dem Moment vor dem ersten Einsatz: wenn die Sängerin vor das Mikrofon tritt und die Erwartungshaltung des Publikums am größten ist. Dank ihrer guten Vorbereitung und Gesangstechnik kann sie diese Energie dann aber ganz in ihren Song legen. Wie ein Rennpferd, dessen Anspannung sich löst, wenn es endlich aus seiner Box galoppiert.

Um mit Lampenfieber umzugehen, empfehle ich vorbereitend:

  • Beschäftige dich eingehend mit den Lyrics deines Songs (deine Botschaft an dein Publikum).
  • Sichere deine eigene Song-Interpretation mit einer guten Gesangstechnik ab (Atemtechnik, Stütze, Singen mit voller Stimme).
  • Probe viel und mach dabei Aufnahmen von dir selbst bzw. filme dich.
  • Erzeuge positive Bilder in Deinem Kopf, stell Dir vor, wie du auf die Bühne gehst und es ein tolles Konzert wird. 
  • Atme vor dem Auftritt durch die Nase ein und spüre die Bewegung des Einatmens bis in deinen unteren Bauchraum hinein. Atme durch den Mund aus, indem Du mit den Lippen ein „f“ bildest. Warte vor dem nächsten Einatmen auf Deinen natürlichen Atemimpuls.

Alles wird gut

Schauen wir noch einmal zurück auf die Lyrics aus dem Song von The Band. Wie geht es weiter mit dem Mann mit der Bühnenangst? 

„He got caught in the spotlight,

but when we get to the end

he wants to start all over again.“

Hast du das schon einmal gemacht – trotz bzw. mit Lampenfieber dein Bestes gegeben? Na klar! Dann wirst du es wieder machen wollen – auch auf einer Bühne …

Apropos: Falls du dir den Song „Stage Fright“ einmal in voller Länge ansehen möchtest, hier ist er:

Geeignete Übungen, um deine Atem- und Gesangstechnik zu verbessern, findest du in meinen Online-Gesangskursen. Schau mal rein: Gesangskurse

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